Was macht gute Lehre aus?

#lehren | Sommer, Sonne, vorlesungsfreie Zeit: Die meisten Studierenden, die im August auf dem Campus sind, haben gute Gründe - meist Hausarbeiten, Examensvorbereitungen, Prüfungen. Einige hatten Lust, sich darüber zu unterhalten, was gute Lehre an einer Universität für sie ausmacht.
Ein Campus-Blitzlicht im August 2025.
Sarah, 25, Jura
Für mich ist es wichtig, dass die lehrende Person in den Dialog tritt und versucht, ihre Vorlesung interaktiv zu gestalten – nicht eben nur vorliest. Sie soll die Studierenden einbinden und praxisbezogene Dinge besprechen. Sie soll die Dinge gut vermitteln, nicht nur in der Theorie wiedergeben. Ich hatte einen Dozenten, der in der Vorlesung immer wieder fragte, ob wir uns zum Gesagten selbst ein Beispiel überlegen können. Diese Beispiele wurden besprochen, alle konnten ihre Meinung dazu äußern, der Dozent selbst tat das auch und wies zum Beispiel auf nicht beachtete Aspekte hin. Das hat er auch in der großen Vorlesung hinbekommen. Ich fand das sehr interessant.
Andi, 24, Betriebswirtschaftslehre
Gute Lehre macht für mich Verknüpftheit aus. Ich habe das im Bachelor erlebt, es waren oft ganz simple Dinge. Beispielsweise, dass verschiedene Konzepte in mehreren Fächern wiederkehrten, in unterschiedlicher Aufarbeitung und unterschiedlich klein oder groß ausgearbeitet. Das fand ich immer wichtig – dass man das Studium als großes Gesamtes versteht, dass man gesehen hat – die Fächer beeinflussen einander. Ich lerne das eine, um das andere weiterzuverstehen. Unsere Dozenten haben das auch immer wieder betont – sie haben aufeinander und auf Inhalte der jeweiligen anderen verwiesen. Etwa in dem Sinne – „dies und das ist hierfür wichtig – wenn Sie das im Hinterkopf behalten, verstehen Sie wiederum besser, was der Kollege lehrt“. Diese Verknüpftheit war für mich entscheidend – und sie war auch ein Motivationsfaktor.
Lisa, 24, Mittelschullehramt mit Hauptfach Katholische Religion
Gute Lehre heißt für mich Realitätsbezug. Dass man, obwohl es nur die Theorie ist, den Bezug zur Praxis herstellt und dass die Professoren und Professorinnen, die Dozenten und Dozenten auf menschlicher Ebene bleiben. Natürlich ist in Sachen Kompetenz ein Unterschied, aber man soll auch die Studierenden sehen, gewissermaßen als gleichberechtigte Teile des Ganzen.
Lisas Kommilitonin Evelyn, die ebenfalls Lehramt studiert, fügt an: Für mich ist der Praxisbezug in der Lehre sehr wichtig. Ich möchte, dass man den Bezug zur Schule hat, dass man weiß, wofür man die Dinge vermittelt bekommt.
Lina, Sonderschulpädagogik im Bereich Verhaltensauffälligkeiten
Neben dem Praxisbezug bedeutet für mich gute Lehre auch, dass sich Lehrende auf die Studierenden einstellen. Im Bereich Sonderpädagogik werden wir zu den Lehrämtern gesteckt. Wir müssen mit dem, was uns für „normales“ Lehramt gegeben wird, zurechtkommen und entsprechend umdenken. Gute Lehre bedeutet daher für mich: Man sollte sich mehr auch mit uns individuell befassen, nicht nur mit dem, was die große Allgemeinheit braucht.
Stefan, 20, Humanmedizin
Mir ist es wichtig, dass wir als Studierende nicht nur die passiven absorbierenden Zuhörer sind. Ich wünsche mir auch Interaktion. Damit meine ich nicht - wie in der Schule im Klassenzimmer, dass es die ganze Zeit über mit Fragen hin und hergeht. Ich fände es super, wenn es zusätzlich zu dem rein vorgetragenen Teil der Vorlesungen eine Ergänzung mit Seminaren gibt, oder auch Praxiskursen, in denen man das Gelernte gemeinsam mit anderen vertieft. Mir ist die Mischung wichtig – die Theorie in der Vorlesung, die Kurse für den Austausch der Studierenden mit den Lehrenden.
Justus, 27, Mittelschullehramt mit Hauptfach Sport und Vannya, 27, Grundschullehramt mit Hauptfach Biologie
Justus
Gute Lehre hängt für mich von Fachkompetenz ab, aber auch von Realitätsnähe, dass man das, was man beibringt, auch anhand der Praxis begründen kann und alle es verstehen – auch die, denen es beigebracht wird. Alle mitnehmen – das ist entscheidend…
Vannya
… genau, nicht losgelöst sein. Viele Fachpersonen möchten Dinge mit großer Leidenschaft vermitteln, aber ich habe das Gefühl, sie vergessen oft, dass nicht alle auf dem selben Nenner sind – egal, wie sehr man sich das wünscht, egal, wie motiviert man da rangeht. Was ich sehr zu schätzen weiß, ist es, wenn Lehrpersonen reflektieren, wenn sie verstehen, dass Menschen auch noch andere Sachen machen. Lehrende sollten sich an die Lernenden anpassen. Deswegen gibt es ja auch Evaluationen, etwa zu Vorlesungen. Lehrpersonen sollten darauf achten, nicht realitätsfern sein. Das macht keinen Sinn.
Wollen Sie beide das als Lehrkräfte umsetzen?
Vannya
Ich werde nicht alle Kinder für Themen begeistern können, die ich super oder interessant finde. Das muss man bis zu einem gewissen Grad akzeptieren. Ich werde selbst beim Unterrichten versuchen, es so anzupassen, dass ich so viele wie möglich mitnehmen kann und sich nicht jemand nach der Stunde denkt „Was war das? Was bringt mir das?“.
Justus
Was mir immer geholfen hat, und was ich in meinem Unterricht umsetzen will, ist das Aufgreifen von Themen, die einen aktuellen Bezug haben. Das macht es für alle anschaulich. So lassen sich viele Dinge verstehen.
Umfrage und Bilder: Tanja Wagensohn
Foto Vorlesung: Julia Dragan
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